Quantcast
Channel: hautTATSACHEN
Viewing all articles
Browse latest Browse all 76

Haut der Hand: feinfühlig & robust – wie schafft sie das?

$
0
0

Liebe Mitwisser, ich bin immer wieder erstaunt, mit wievielen Tricks und Besonderheiten unser Körper und auch unsere Körperhülle, die Haut, arbeiten. Nachdem ich mich in meinem letzten Blog-Beitrag mit Handpflege beschäftigt habe, bin ich über einige Besonderheiten der Haut der Hand gestolpert. Wusstest du z. B., dass unsere Haut zwei verschieden geartete Hautmanteltypen aufweist – die Felderhaut und die Leistenhaut Ich bis vor wenigen Wochen nicht, was vllt. daran liegt, dass die Haut von Händen und Füßen bis dahin nicht im Fokus meiner Recherchen standen. Denn genau hier – in der Beugeseite von Händen, Fingern, Füßen und Zehen – finden wir die sogenannte Leistenhaut. Man erkennt sie an den typischen Rillen, die man von Fingerabdrücken kennt. Diese Rillen heißen fachsprachlich Leisten, daher Leistenhaut. Ein weiteres Erkennungsmerkmal der Leistenhaut ist, dass hier keine Haare zu finden sind.

Der größte Teil der Haut – also eigentlich überall, außer an Hand- und Fußinnenseiten – ist im Gegensatz dazu die Felderhaut. Wenn man sich den Handrücken oder auch den Arm genau anschaut, sieht man, dass sich die Haut hier eher aus unzählichen kleinen Vielecken (Polygonen) zusammensetzt. In der folgenden kleinen Infografik kannst du dir die Unterschiede zwischen Felderhaut und Leistenhaut noch einmal ansehen1, 2:

Felderhaut vs. Leistenhaut

Haut der Hand: Unterschied Felderhaut Leistenhaut
Felderhaut vs. Leistenhaut

 

Jetzt ist auch klar, warum Handflächen bei Nervosität oder Anstrengung so schnell ins Schwitzen kommen ;)

Leistenhaut – unser genetisches Muster

Identifikation LeistenhautDie Leistenhaut zeichnet sich wie anfangs erwähnt durch parallel gerichtete Rillen (Leisten) und Furchen aus – also die dünnen Linien, die man in seiner Handinnenseite findet. Besonders gut sieht man sie an der Fingerkuppe. Hier sind sie fast kreisförmig. Spannend ist, dass die Rillen bei jedem Menschen einen individuellen Verlauf haben und genetisch festgelegt sind. Daher dient die Leistenhaut, z. B. mit Hilfe eines Fingerabdrucks, zur Personenidentifikation. In der Fachsprache heißt diese Methode der Personenidentifikation übrigens Daktyloskopie. Hier eine Definition zu Daktyloskopie6:

Der Begriff Daktyloskopie stammt aus dem Griechischen: “Daktylos” bedeutet Finger und “skopein” schauen: Daktyloskopie heißt also “Fingerschau”. Sie ist heute eine von Wissenschaft und Rechtssprechung anerkannte Personenidentifizierungsmethode, die sich mit der Aufnahme und Auswertung der Abbilder der menschlichen Leistenhaut zum Zwecke der Identifizierung sowie der Feststellung von Spurenverursachern befasst. Der Grundgedanke dabei: Das Hautleistenbild eines jeden Menschen ist einmalig und unveränderlich.

Die Leistenhaut “trägt” also unser genetisches Muster und typischerweise wird der bekannte “Fingerabdruck” dazu genutzt, Spuren zu verfolgen und Menschen zu identifizieren.

Feingefühl und Widerstandsfähigkeit

Unser Feingefühl wird über diverse Sinneszellen (z. B. Tastzellen, Zellen zum Warm-und-kalt-Empfinden, Schmerzzellen) in der Haut der Hand ermöglicht. Für den besonders guten Tastsinn unserer Hände sind spezielle Tastzellen verantwortlich. Einige Tastzellen kommen daher besonders in der Haut von Hand- und Fußflächen vor3. Zu diesen besonders in der Hand vorkommenden Zellen gehören z. B. die Merkel-Zellen.

Nun zu den robusten Eigenschaften unserer Hand-Haut. Neben den Rillen kennen wir alle auch die großen Beugefalten quer durch die Handinnenflächen4. Sie entstehen durch die kammerartige Unterteilung des Fettgewebes, das sich unter der Haut der Handinnenseite befindet. Es gibt in unserer Handinnenseite also Kammern, die mit “Baufett” gefüllt sind. Hieraus resultieren zwei Vorteile:

  1. Bei punktförmiger Belastung sorgen sie für eine gleichmäßige Druckverteilung.
  2. Durch die Faltenbildung entsteht eine insgesamt größere Gesamtoberfläche.

Insgesamt wird durch diese beiden Eigenschaften die Strapazierfähigkeit der Haut erhöht4. Im Vergleich zur Haut am Bauch (15 – 20 Schichten) oder am Arm (ca. 45 Schichten) haben Hand- und Fußfläche außerdem mehrere hundert Schichten Hornhaut (stratum corneum), welche einen zusätzlichen Schutz bieten3.

Im Gegensatz zur Handinnenseite ist die Haut am Handrücken (Felderhaut) dünner, elastischer und, wie man selbst erfühlen kann, fettarm. Dass wir ohne Spannungsgefühl eine Faust machen können, liegt daran, dass die Haut am Handrücken durch ein lockeres Faserwerk mit dem darunterliegenden Gewebe verbunden ist. Diesen Mechanismus genau zu erklären, würde in diesem Beitrag zu weit führen. Wichtig ist: Dieses Zusammenspiel ermöglicht eine gute Hautverschiebbarkeit an der Handoberseite.

Funktion der Haut der Hände

Dass unsere Hände so funktionieren, wie wir uns das wünschen, egal, ob als feinmotorische Künstlerhand oder als Hammer-haltendes Werkzeug, muss sie “versorgt” werden. Bei der Versorgung unterscheidet man zwischen der , die für die Bewegung der Hand zuständig ist (die motorische Innervation) und der, die für die Empfindlichkeit der Haut zuständig ist (die sensiblen Innervation)5. Da es hier um die Haut geht, habe ich zweiteres, also die Versorgung der Haut, mal genauer unter die Lupe genommen.

Insgesamt sorgen 3 verschiedene Nerven für die Funktion unserer Hand-Hauthülle.Was daran – wie ich finde – relativ spektakulär ist, ist die Tatsache, dass z. B. die Aufteilung, welche Handzone von welchem Nerv versorgt wird, nicht an die optische Aufteilung in “Finger” gebunden ist. D. h. es kommt vor, dass ein Finger zur Hälfte von einem Nerv, zur anderen Hälfte von einem anderen und z. B. die Fingerkuppe wiederum vom dritten Nerv versorgt wird. Wie genau diese Aufteilung stattfindet, ist relativ kompliziert. Wer trotzdem versuchen will, es zu verstehen, kann sich die folgende Erklärung anschauen. Achtung, vllt. musst du zwei oder drei mal lesen & schauen, um es zu verstehen ;) So ging es zumindest mir und meinen hT-Kolleginnen.

Um die unten folgende Erklärung zu verstehen, welche Nerven für welche Handbereiche zuständig sind, kannst du dir die folgende Grafik mit der Unterteilung der Hand anschauen.

Unterteilung der Hand: ulnar, palmar, radial, dorsal
Unterteilung der Hand

 

  • Nervus ulnaris: Versorgt die Haut folgender Finger(bereiche):
    a) ulnare palmare 1 ½ Finger (> siehe Grafik rechts, rechter Bereich)
    b) ulnare dorsale 2 ½ Finger
  • Nervus medianus: Versorgt die Haut folgender Finger(bereiche):
    a) radiale palmare 3 ½ Finger (> siehe Grafik rechts, linker Bereich)
    b) die Fingerkuppen auf der dorsalen Seite
  • Nervus radialis: Versorgt die dorsalen radialen 2 ½ Finger.

Ganz schön verrückt und genial, was sich in unseren Händen so alles abspielt. Daher sollten wir sie auch immer gut pflegen und schützen :)

 

1 G. Arnold et al: Lehrbuch der gesamten Anatomie des Menschen, 4. Auflage, Springer Berlin, S. 203 ff

2 anatomie.net: haut

3 medizin.uni-halle.de: Haut und Sinneszellen der Haut

4 Rudigier: Kurzgefasste Handchirurgie: Klinik und Praxis, 6. Auflage, Georg Thieme Stuttgart, S. 52 f

5 wikibooks.org: Topographische Anatomie: Hand

6 bka.de: Daktyloskopie

 

 

The post Haut der Hand: feinfühlig & robust – wie schafft sie das? appeared first on hautTATSACHEN.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 76